Die sieben Gaben des Hl. Geistes

WV-Nr.:   332
Jahr:   1967
Art:   Bleiglasfenster
Ausführung:   Antikglas, Schwarzlot
Zusatzinfo:   sieben Fenster
Format:   80 x 240 cm (B x H)
Zustand:   erhalten | Original

Signatur:   ohne Signatur
ausf. Werkstatt:   G. Deppen und Söhne, Osnabrück
Werkort:   Kirche St. Josef
Kirchenraum, West- und Ostseite
Amselweg 17
49176 Hilter a.T.W.
Zugänglichkeit:   Die Kirche ist außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen
Die sieben Gaben des Hl. Geistes - Bleiglasfenster
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Ruth und Theo M. Landmann Archiv e.V., Pia Landmann

+ Anmerkung
Dargestellt sind:
Fenster 1: Wissenschaft
Fenster 2: Gottesfurcht
Fenster 3: Stärke
Fenster 4: Frömmigkeit
Fenster 5: Rat
Fenster 6: Verstand
Fenster 7: Weisheit
+ Eigentümer
Kath. Pfarreiengemeinschaft a.T.W., Bad Rothenfelde
+ Werktext
Unbenanntes Dokument

Die Kirchenfenster in Hilter mit der Darstellung der sieben Gaben des Hl. Geistes
(Theo Landmann, 1967)

1. Gottesfurcht
Sie hat nichts mit ängstlichem Fürchten zu tun, sondern ist vielmehr ein ehrfürchtiges sich Öffnen dem Geist Gottes entgegen. Aus der rötlichen Wolke am oberen Rand der Komposition strömt in Strahlen der Geist des Vaters, der sich in seiner ganzen Fülle im Heiligen Geist (die in Flammenform herabschwebende Taube) zu den klaren Wassern des Glaubens niederlässt, in dem die Menschen (im Sinne der bekannten Fischsymbolik) leben. Johannes Tauler nannte diese Furcht eine »starke, feste und sichere Mauer, den Menschen zu hüten vor allen Gebrechen und Hindernissen«. Darum sind die Fische von den gleichen, zur Kreisform gerundeten und sich nach oben öffnenden Strahlen wie von einer Mauer umgeben, aus der sich das Böse, die Schlange, in die Dunkelheit flüchtet. Den strahlenförmigen und von oben in die Mitte des Bildes führenden Linien öffnen sich ähnlich einer Knospe die von unten heraufwachsenden, seitlichen Bewegungen und deuten damit das Streben der Menschen »nach oben« an.

2. Frömmigkeit
Sie ist die Bereitschaft des Menschen, Gott die Ehre zu geben, sich ihm zu öffnen und sich zu Ihm hin auszurichten. Ihr sinnvoller Mittelpunkt ist Christus. Die Gabe der Frömmigkeit wird dem Menschen durch den Heiligen Geist vermittelt. Das möchte das Fenster aussagen. Darum erscheint Christus, das Lamm Gottes, in der großen, sich aus Strahlenbündeln zusammensetzenden Flammenform des Hl. Geistes vor dem Attribut des Vaters, dem Dreieck. Dreieck, Lamm und Flamme sind zu einem sich als Einheit durchwirkenden Ganzen verwoben, aus dem der göttliche Strahl zu den betend geöffneten Händen fließt, die sich aus der Verknotung der Welt zur Freiheit der Gotteskinder erheben.

3. Wissenschaft
Hier ist nicht die Wissenschaft, die Vermittlung vielfacher Erkenntnisse durch die Forschung gemeint. Im Sinne der Geistgabe richtet sich die Wissenschaft auf Gott und seine geoffenbarte Weisheit. Der Gotteswissenschaft ist die Tugend der Klugheit zugeordnet. Sie erkennt und spiegelt den Geist Gottes im Spiegel der Vollkommenheit. Klugheit verbindet die Erfahrung der Vergangenheit über die Erkenntnisse der Gegenwart und öffnet den Blick weit in die Zukunft. Das ist das Thema des dritten Fensters. Gottes Wahrheit ist ewig, das will die bewegte Linienführung andeuten, die vom oberen Bildrand bis zum unteren geht. Aus ihr löst sich die herabschwebende Taube, der aus der Unendlichkeit kommende Geist Gottes. Er ruht über den Wassern und spiegelt sich darin, um so seinen Geist der Welt zu vermitteln. Hier ist nicht nur eine Andeutung des alten Spiegelsymbols der Klugheit dargestellt, die mit ihrem wahrheitssuchenden Denken der Wissenschaft dient, sondern auch der Gedanke an die Genesis »der Geist Gottes schwebt über den Wassern« und die Stelle aus der Osternachtliturgie »es steige herab in diesen vollen Born die Kraft des Heiligen Geistes«. Die die göttliche Wahrheit suchende Wissenschaft des Menschen symbolisieren die drei Gesichter (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft), die, obwohl Vollkommenheit ausdrückend vom Strahl des Hl. Geistes berührt werden und zu einheitlichem Streben nach Vollkommenheit zusammengefasst sind.

4. Stärke
Die am Pfingstfest im Abendmahlssaal hinter verschlossenen Türen versammelten Apostel empfingen diese Kraft vom Heiligen Geist, um freimütig vor aller Welt Christus zu bekennen. »Die Jünger werden Zeugnis ablegen und sie vermögen es, weil in ihnen die Kraft des Hl. Geistes ist« (Jean Galot) Im Glasfenster ist das so zum Ausdruck gebracht: Der aus der rechten oberen Ecke kommende Strahl bedeutet den Einbruch des Hl. Geistes. Wie ein großes dunkelrotes Feuer der Liebe senkt er sich herab und teilt sich auf in zwölf glühende Zungen. Die Kraft, mit der die Apostel am Morgen der Kirche gestärkt wurden, ist die für alle Zeit weiterwirkende Stärke der vierten Geistesgabe.

5. Rat
Im ewigen Ratschluss des Vaters ist er begründet. Der Hl. Geist vermittelt ihn dem Menschen. Der Mensch strebt ihm entgegen. »Die Erkenntnis des göttlichen Rates ist eine Erkenntnis, die aus der Liebe entspringt« (Laurentius Siemer). In dieser Liebe findet der Heilige Geist den Menschen zur Aufnahme des göttlichen Rates bereit. Darum reicht die Hand des Vaters in der Komposition dieses Fensters in das Flammensymbol des Hl. Geistes hinein. Aus beiden geht der Strahl des göttlichen Rates hervor und breitet sich über die ihm flehend entgegengestreckten Hände der Menschen aus. Im 1. Kor.12 steht der Satz: »Das alles wirkt der eine und derselbe Geist, der einem jeden seine Gabe zuteilt, wie er will«.

6. Verstand
Verstand ist, wie es bei Isaias heißt, dasselbe wie Erkenntnis. Es ist die Gabe des Heiligen Geistes, die sich um ein tieferes Erfassen der Glaubenswahrheiten bemüht. Wie wir im Rat der Liebe des Vaters begegnen, so im Verstand der Liebe des Sohnes in seinem Erlösungswerk. Nur durch die Gabe der Erkenntnis vermögen wir tiefer in es einzudringen. Galot schreibt: »Durch die Symbolik des aus der durchbohrten Seite des Erlösers fließenden Wassers weist uns der Heilige Johannes darauf hin, dass eine sehr enge Verbindung zwischen dem Erlösungsdrama und der Ausgießung des Hl. Geistes besteht. Der Hl. Johannes selbst regt uns zu einer vertieften Betrachtung des Anteils an, den der Hl. Geist am Heilswerk hat, da er uns beim Herausfließen des Wassers zugleich die Vollbringung der Opfertat und den geistigen Triumph des Erlösers schauen lässt.« In der Darstellung des Glasfensters, sind diese Gedanken durch die Taube des Heiligen Geistes symbolisiert, die von dem strahlenförmig aufleuchtenden Kreuz (Erlösungszeichen) schwebt. Aus ihrer Seite fließt, wie aus der Herzwunde des Sohnes, das Wasser als Gnadenstrom in einen Kelch. Der Kelch, das sind wir, die diesen Gnadenstrom empfangen. Die Kirchenväter sehen im Kelch ein Bild der Seele, die in heiliger Begeisterung zur ekstatischen Gottesvereinigung führt, die der Heilige Geist verursacht. Der Mond (die Mondsichel) im unteren Teil des Bildes ist uraltes Symbol der Kirche, die den Gnadenstrom von der Sonne (Christus) durch die dritte Person in der Gottheit empfängt. Die Gabe des Verstandes leitet die Seele auf dem Weg zu diesen Tiefen mystischer Erkenntnis

7. Weisheit
Gott ist Urgrund aller Weisheit. Diese Weisheit gründet in seiner Liebe. Es ist die Liebe des Vaters zu seinem Sohn und des Sohnes zum Vater; die Begegnung der beiden ersten Personen im innersten Wesen der Dreifaltigkeit durch das Band des Heiligen Geistes, »dessen Person die äußerste Fülle der Liebe der beiden einschließt« (Jean Galot). Hier ist und bleibt der unvollkommene, aus menschlichem Unvermögen vor dem Geheimnis des göttlichen Mysteriums kapitulierende Versuch, auszusagen, wo die menschliche Aussage versagt und die Bild-Gestaltung des Symbols nur Andeutung und Ahnung bleibt, denn die letzte und tiefste der sieben Gaben, die Weisheit, lässt sich nicht anders als durch eine Umschreibung wiedergeben. So sind in diesem Fenster die Liebe des Vaters und Sohn in zwei sich überschneidenden Herzen dargestellt, die von der Flamme des Hl. Geistes umschlossen, zur Einheit eines Siegels der Dreifaltigkeit zusammengefasst sind, zum Zeichen ihre vollkommenen Liebe. Aus diesem Siegel gehen die drei Strahlen der göttlichen Weisheit hervor, von denen der stärkste, der des Hl. Geistes, sich herabsenkt zum Menschen. Sinngemäßes Symbol sich dieser Weisheit öffnenden Menschenseele ist die Biene, die die »süßeste Frucht hervorbringt, den Honig der Weisheit« (Buch Sirach) und das Wachs für die sich brennend verzehrende Kerze (Osterliturgie). Biene, Honig und Wachs möchten also aussagen, dass sich der Mensch durch die Gabe der Weisheit mit dem göttlichen Urgrund zu vereinigen strebt.

Im Rundfenster über der Orgelempore ist das Gabenthema des Hl. Geistes der Fenster im Kirchenraum zusammengefasst: eine Taube, die von sieben Flammen umgeben ist. Als Farbe dominiert das Rot, die Symbolfarbe der pfingstlichen Herabkunft des Hl. Geistes.