ohne Titel

WV-Nr.:   286
Jahr:   1960
Art:   Betonglasfenster
Format:   keine Angaben
Zustand:   nicht erhalten

ausf. Werkstatt:   Peter Winnen, Köln
Werkort:   damalige Marianhiller Missionsschule
oberhalb der Orgelempore
Mariannhillerweg
59812 Arnsberg
ohne Titel - Betonglasfenster
Weitere Ansichten:
Gesamtansicht 1 2

Autor unbekannt

+ Anmerkung
Die Kapelle wurde nach der Übernahme des gesamten Anwesens durch die Caritas im Jahr 2006 abgerissen.
+ Eigentümer
Caritas-Verband Arnsberg-Sundern e.V., Arnsberg
+ Werktext
Unbenanntes Dokument

Die Betonglasfenster auf der Orgelempore
(Theo M. Landmann, 1960)

Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde eine Glastechnik bekannt, die in einigen Glashütten in Frankreich und Belgien entstanden war. Die Leuchtkraft farbiger Fenster, wie man sie in der jahrhunderte alten Technik bleiverglaster Glasmalereien herstellte, ist durch dieses neue Material sehr gesteigert.

Etwa 3 cm starke Glasstücke werden in Beton gelegt und zu einem Ganzen vereinigt. Das Licht fängt und bricht sich in diesem Glas wie in Edelsteinen erst durch seine Fassung. Doch wie ein Edelstein erst durch seine Fassung aufstrahlt, so kommt dieses Glas erst zu seinem kristallinischen Leuchten, wenn das durchflutende Licht von dunklen Zonen des Betons umgeben, gefasst wird. Der Beton ist die Zeichnung, das Gerüst des Bildes, in das das Glas seine Farben hineinmalt. Wenn das Sonnenlicht sich in ihnen fängt, dann leuchten die Gläser auf wie Rubine und Smaragde, wie Bernstein oder Amethyst, wie Bergkristall und Saphir oder glühen verhalten wie Aquamarin, Goldberyll oder Rauchquarz. Es kommt eine geheimnisvolle Welt des Schönen zum Schwingen.

Die einzelnen Glasstücke sind in ihrer Oberflächenstruktur so eigenwillig, wie die Rinde alter Eichen und Kiefern und von unbegrenzter Formfülle, wie die lebendige Natur, denn jedes einzelne Stück entsteht als glühender Glasfluss in den für sie geformten Kokillen.
Es ist eine herbe und klare Schönheit, aus der sich dieses Glas zu Wänden aufbaut, herb und klar, wie die heutige Architektur, der sie dient. Großformig und in bewusster Vereinfachung muss mit dieser Materie gearbeitet, gestaltet werden. Alles Erzählende, Individuelle, Minutiöse liegt ihr fern. Glasbetonfenster können nie Selbstzweck sein. Wenn sie gut komponiert sind, dienen sie dem Raum und seiner Idee, abstrahierend, gegenstandslos oder symbolisch.

In diesem Sinn ist auch das Glasfenster der Kirche zu sehen. Dienst an der Architektur will es sein, den Raum schließen und durch die Lichtführung und das Farbspiel seinen sakralen Charakter betonen. Darüber hinaus ist in dieses Fenster aber auch eine symbolische Aussage gelegt.

Die Marianhiller Missionare kommen aus dem Norden, aus Europa und Deutschland. Die große grüne kugelähnliche Form einer Eiche soll dieses andeuten. Die Missionare ziehen nach Afrika, um dort ihre Aufgabe zu beginnen. Symbolisch ist eine junge Palme vor die Eiche gepflanzt, an der die ersten Früchte hängen. Aus ihr erhebt sich ein großes helles Kreuz, das Zeichen ihrer Aufgabe und Sendung. Sie bringen Christus, das Christentum, nach Afrika, das Kreuz verbindet beides, die alte Eiche und die junge Palme. Die Missionare kommen im Auftrag und gesandt von ihrem Orden, symbolhaft durch das Zeichen ihrer Erwählung, das Kreuz über dem M Mariens, das auf dem H des Hügels steht. Das Fenster soll die Idee des Altarbildes in seiner Art ergänzen und somit Aussage und Symbol der Marianhiller Patres und ihres Hauses auf dem Arnsberger Schreppenberg versinnbilden.