Der Mensch begegnet Gott zu allen Zeiten – in der Gegenwart

WV-Nr.:   358
Jahr:   1976
Art:   Bleiglasfenster
Ausführung:   Antikglas, Schwarzlot
Zusatzinfo:   vier Fenster
Format:   jeweils 90 x 290 cm (B x H)
Zustand:   erhalten | Original

Signatur:   ohne Signatur
ausf. Werkstatt:   G. Deppen und Söhne, Osnabrück
Werkort:   Kirche St. Bonifatius
Kirchenraum, Ostwand
Bismarckstr. 5
26409 Wittmund
Zugänglichkeit:   Die Kirche ist tagsüber offen
Der Mensch begegnet Gott zu allen Zeiten – in der Gegenwart - Bleiglasfenster
Weitere Ansichten:
Fenster 1 2 3 4
Detail 1 2 3
Gesamtansicht 1

Ruth und Theo M. Landmann Archiv e.V., Annette Potthoff

+ Anmerkung

Die Themen der Fenster auf der Ostseite im Kirchenraum sind dem Alten und dem Neuen Testament entnommen. In den Fenstern auf der Westseite stehen ihnen sinnbezogene Themen aus der Gegenwart gegenüber:

Fenster 1 (Ausschnitt): Der Mensch gibt sich sein „eigenes Gesetz“
Fenster 2 (Ausschnitt): Der Mensch entheiligt das Land durch naturwidrige Verschmutzung
Fenster 3 (Ausschnitt): Gnadenlos tötet der Gott entfremdete Mensch
Fenster 4 (Ausschnitt): Der Mensch sendet im Krieg seine zerstörenden Kräfte vom »Himmel«

+ Eigentümer
Kath. Pfarrgemeinde St. Bonifatius, Wittmund
+ Werktext
Unbenanntes Dokument

Die Fenster in der Kirche St. Bonifatius in Wittmund
(Theo M. Landmann, 1976)

Technik:
Rechteckscheiben aus getöntem und mundgeblasenem Echtantikglas, mit Schwarzlot ornamental bemalt, eingebrannt und verbleit.

Das Thema der acht Fenster im Kirchenschiff:
Gott ist dem Menschen immer nahe. Der Mensch kann Gott zu allen Zeiten begegnen.

Die jeweils gegenüberliegenden Fenster sind thematisch ein zusammengehörendes Gegensatzpaar. Die Themen auf der rechten Seite des Kirchenschiffes sind der Heiligen Schrift entnommen. Auf der linken Seite stehen ihnen sinnbezogene Themen aus der Gegenwart gegenüber.

Das 1. Fensterpaar:
Rechte Seite: Gott gibt dem Menschen in den Zehn Geboten sein Gesetz. In wolkenähnlichen Bewegungen von oben nach unten reichen zwei Hände die Gesetzestafeln herunter; zum Wohl der Menschen; Gesetz der Liebe. Die Bewegung lockert sich auf und verdichtet sich wieder um den Kopf des Moses, der die Gesetzestafeln auf dem Berge Sinai unter Blitz und Donner erhält, der die Gebote annimmt, die für alle Zeiten Gültigkeit haben. Sie geben dem Menschen Frieden, Freiheit, Sicherheit.

Linke Seite:
Häuserblöcke mit Sende- und Empfangsantennen steigen schemenhaft vor einer Kirchenruine zu einem babylonischen Turm auf. Auf gleicher Ebene abgezehrte Menschen. Davor der vom Turm ausgehende und sich zum Geflecht verdichtende Stacheldraht. Zweifaches Zeichen menschlichen Machtstrebens. Der Wille zur Selbstverwirklichung und der Wille zur Verbannung des Andersdenkenden. Menschenmacht birgt die Gefahr des Unfriedens, der Unsicherheit und der Unfreiheit in sich. Aus der Verbannung hinter dem Stacheldraht blickt das Antlitz Christi. Es ist Mahnung und Trost zugleich.

Das 2. Fensterpaar:
Rechte Seite: Verflochtene Dornen auf rotem, sich auflichtendem Grund steigende Flammen. Darin ist ein Auge, von dem Wellen auszugehen scheinen. Es symbolisiert den Geist Gottes im brennenden Dornbusch, der zu Moses spricht: »Dies ist Heiliges Land«. Es ist unsere Erde, Gottes Schöpfung.

Linke Seite:
Die Gläser in dunkler, blaugrauer Färbung zeigen Menschen zwischen rotierenden Maschinenteilen. Über ihnen eine Industrielandschaft mit Wolkenschwaden: Eine verschmutzte Umwelt, gebeugte Erde und bedrängtes Leben.
Dornenzweige fallen von oben dazwischen, zu allen Zeiten geschieht es. Durch das Dornengeflecht blickt das Antlitz Christi, versöhnend und tröstlich.

Das 3. Fensterpaar:
Rechte Seite: In der Zeichnung dominiert die horizontale Wellenbewegung. Der Aufbau ist symmetrisch. Wie eingebunden in die Symmetrie stehen oben die Worte »Ich bin«. Darunter die Geisttaube, deren Strahlen auf Christus fallen, daneben Johannes der Täufer. Taufe Christi im Jordan. Von Christus wird im Prolog des Johannes-Evangeliums gesagt: »Er kam, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle zum Glauben kommen«. Dieses Licht leuchtet in der Taufe Christi auf. Es wird zum Zeichen neuen Lebens.

Linke Seite: Ein anderes Zeichen für das Leben ist das Kind von Bethlehem. Es wird überflutet von einem Strahl, der vom Vater ausgeht, von Jahwe. Das Gesicht des Kindes ist Mittelpunkt eines kreuzförmigen Strahlenkranzes. Sterne, Flammen, lebendige Formen zeigen in lichten Gläsern die Freude über die Geburt des Kindes.
Im Gegensatz dazu unten Dunkelheit und Finsternis. Kalte, graublaue und grünliche Gläser, in denen die Zeichnung verschwimmt. Verwirrung, Trauer, Eingriffe in menschliches Leben, Tod.

Das 4. Fensterpaar:
Rechte Seite: Das Thema des Fensters ist Pfingsten. »Komm Heiliger Geist«. Die zur Erde schwebende Taube ist von strahlenförmig angeordneten Feuerzungen umgeben; der Mensch öffnet seine Hände Gottes Geist entgegen. Sein unzerstörbares Reich wird im Menschen aufgebaut.

Linke Seite: Gleich dem Engelsturz in der Apokalypse stürzen Schwärme von Flugzeugen und Bomben herunter und überschütten die Erde mit vernichtendem Feuer. Es ist der zerstörende Krieg. Platzende Granaten, Gasmasken, Menschen wirbeln in brennendem Rot und aschgrauem Qualm durcheinander. Über der Trostlosigkeit gibt es noch Hoffnung und Trost. Im Strahlenkranz zeigt sich das Antlitz Christi: Gott ist uns nahe zu allen Zeiten.